III. Forschung: Shadow Profiles – die Daten der Anderen
Von sogenannten „Shadow Profiles“ ist die Rede, wenn soziale Netzwerke Informationen über
Personen sammeln, die bei ihnen gar nicht registriert sind.
„Shadow Profiles“, also „Schattenprofile“, sind bislang technisch kaum zu verhindern. Man muss gar nicht erst Mitglied bei einem der
vielen sozialen Netzwerke oder Messenger-Dienste sein. Trotzdem liegen mit hoher Wahrscheinlichkeit dort dennoch private Informationen über einen vor. Das konstatiert das Centre for Human | Data | Society an der Universität Konstanz und betont: „Individualisierte Lösungen werden nicht ausreichen, um
unsere Privatsphäre zu schützen.“
Man muss sich gar nicht selbst bei WhatsApp, Insta & Co. anmelden. Über Informationen und Kontaktadressen, die Mitmenschen im Netzwerk teilen, lassen sich ausreichend
Informationen sammeln. Sie werden zusammengepuzzelt, um Rückschlüsse über Personen zu ziehen.
Vereinfacht gesagt: Wenn das Netzwerk weiß, dass die Mehrzahl der Freunde Handball spielt, in Konstanz wohnt und sich für Migrationspolitik interessiert, dann stehen die Chancen gut, dass das auch auf Sie zutreffen könnte. Das Ergebnis dieses Sammelns von „indirekten Informationen“ ist eine Art nicht-offizielles Profil – ein „Schattenprofil“.
All dies geschieht ohne bösen Willen von Freunden und Bekannten und ist völlig unbeabsichtigt. Gesellschaftlich ist es allerdings ein kollektives Problem und strafrechtlich kaum erfasst. „In der Öffentlichkeit herrscht noch kein umfassendes Bewusstsein darüber, dass die Verteilung der eigenen Daten im Netz stets auch die Verteilung von Informationen über andere bedeutet. Meine Daten sind immer zugleich auch die Daten der Anderen“, warnt Strafrechts-Professorin Liane Wörner, Direktorin des Centre for Human | Data | Society.