II. Mega-Trend: KI und Chat GPT
Oft besteht schon der Eindruck, die Künstliche Intelligenz (KI; engl. Artifical Intelligence = AI) steht kurz vor ihrem Durchbruch auf breiter Front. In den USA soll das Computersystem bereits die Zulassungsprüfung von Anwälten geschafft haben. Am bayerischen Abitur 2022 ist die KI laut Bayerischem Rundfunk gescheitert. Gleichwohl haben seit letztem November wohl 100 Millionen Menschen die Lösung von der US-Firma Open AI ausprobiert. Schreib uns ein Gedicht im Stil von Goethe, erkläre das Veredlungsverfahren Blindprägung, sage mir die Formel für Zinseszins. Die Antworten waren mit einigen Ungenauigkeiten teils überraschend gut. Zusätzlich verändert der Bot seine Ergebnisse mit weiteren Hinweisen, die in eine aktualisierte Version eingearbeitet werden.
Die Firma OpenAI will, dass künstliche allgemeine Intelligenz (AGI) der gesamten Menschheit zugute kommt, verkündet sie auf ihrer Homepage. Dafür hat sie riesige Datenmengen – die Rede ist von 20 Prozent aller Texte im Internet vom Jahr 2021 - in die neuronalen Netze eingespeist. Berichtet wird von 175 Milliarden Parametern, die dafür sorgen, dass menschliche Sprache kombiniert mit Onlinequellen nachgebildet wird. Das kann zu überzeugenden Ergebnissen führen, kann aber auch völlig falsch sein. Die Algorithmen können Datenquellen nicht bewerten, verstehen keine Ironie und unterscheiden nicht zwischen Wahrheit und Lüge.
Immerhin ist in den USA ein riesiger Investoren-Run in Milliardenhöhe losgetreten worden. Microsofts Suchmaschine Bing sieht bereits ein neues Zeitalter für sich anbrechen. Manche stimmen schon den Abgesang auf Googles bisher sehr gewinnbringende Suchlogik mit Anzeigenkunden an. Google wiederum sieht sich mit seiner eigenen KI namens Bard für den Wettkampf gerüstet.
OpenAI beschränkt sich allerdings nicht nur auf Sprache. Mit der KI-Version DALL·E 2 lassen sich mit ein paar Klicks und Vorgaben Bilder erstellen. So entstehen im Selbstversuch ein fotorealistischer Affe im Astronautenanzug oder ein springender Esel im Stile von Franz Marc oder Banksy. Auch hier gilt: Interessant und teilweise lustig sind die Ergebnisse allemal. Köpfchen und kreatives Handwerk eines Grafikers lassen sich so allerdings noch nicht ersetzen.